Osterhase und Weihnachtsmann - Teil 2
Eine Weihnachts (oder Oster) geschichte der Familie Dürrscheinander
Der Osterhase war im Schatten der großen Anabäume eingeschlafen und wurde nach einigen Stunden durch ein lautes Tröten geweckt. Als er die Augen aufschlug, stand ein riesiges graues Tier vor ihm und schnautze ihn mit einem langen Rüsel an:
"Raus hier, das ist mein Flussbett!"
Der Osterhase verlor vor Schreck noch ein paar Kötteln und rannte aus dem Huab Flussbett heraus in Richtung Westen, von wo eine kühle Brise wehte. Jetzt erst merkte der Osterhase, dass er vor Hunger und Durst fast umkam. Der Weihnachtsmann hatte ja wahrscheinlich Verpflegung in seinem Sack, aber der Osterhase musste mit dem auskommen, was die Natur her gab.
Nach einigen Kilometern öffnete sich die Landschaft und der Osterhase fand seltsame Pflanzen, die einen verführerischen Duft verströmten.
Der Osterhase machte sich über diese harten, aber sehr saftigen Pflanzen her. Er glaubte sich erinnern zu können, dass es sich dabei um eine Pflanze handelte, die es nur in dieser Wüste gab. Gestärkt und vom allergrößtes Durst befreit, lief er weiter Richtung - ja welche Richtung war das eigentlich. Der Osterhase schnupperte und stellte fest, dass die Luft in Richtung Sonnenuntergang seltsam salzig und frisch roch!
Der Weihnachtsmann hatte in der Zwischenzeit das Flussbett durchquert, die Elefanten aus dem Weg gescheucht und war weiter der Spur des Osterhasen gefolgt. Bald stellte er mit großem Schrecken fest, dass der Osterhase von der Pflanze Welwitschia Mirabilis gefressen hatte. Nicht nur war diese Pflanze geschützt (und durfte nicht gefressen werden). Sie war dazu auch noch giftig, außer für Nashörner und Oryxantilopen. Hoffentlich bekam der arme Osterhase keine Bauchschmerzen oder Schlimmeres... Und das alles nur wegen eines blöden Wortgefechtes.
Der Osterhase hatte mittlerweile die Gegend um den Messumkrater erreicht.
Allerdings konnte er die beeindruckende Landschaft kaum genießen, denn er hatte innerhalb der letzten Stunden starke Bauchkräpmfe bekommen. Schließlich hielt er es nicht mehr aus und musste sich oben auf dem alten Kraterrand entleeren.
Nur gut, dass diese Angelegenheit bei Osterhasen nicht allzu unangenehm ist.
Während seines Toilettenganges sah er am Horizont den Weihnachtsmann. Der Weihnachtsmann!, dachte der Osterhase, er macht sich wirklich viel Mühe, mich einzuholen. Was er bloß von mir will? Will er mich nochmal anschnauzen? Will er mich wieder in einen Swimming Pool schmeißen? Oder möchte er sich entschuldigen.
Da merkte der Osterhase, dass seine ganze Wut verflogen war. Dennoch, so überlegte er, wil ich ihn ruhig noch ein bisschen zappeln lassen. Er muss seine Lektion lernen! Der Osterhase wartete noch ein paar Minuten ab und als der Weihnachtsmann ganz nah herangekommen war, streckte er ihm die Zunge heraus und hoppelte wieder weiter.
Der Weihnachtsmann rief: "Warte, lieber Osterhase, ich möchte mich bei dir entschuldigen!" aber der Osterhase reagierte nicht und lief den Krater herunter, immer weiter Richtung Westen.
Der Weihnachtsmann war erleichtert, dass er den Osterhasen in so guter Verfassung angetroffen hatte. Anscheinend hatte ihm der Verzehr der Welwitschias nichts ausgemacht. Sogar seine Kötteln sahen ganz normal aus, wenn auch etwas hell.
Allerdings konnte der Weihnachtsmann nicht verstehen, wieso der Osterhase ihn wieder zu ärgern versuchte. So ein störrisches Hasentier! Er stand oben auf dem Krater und blickte dem Osterhasen lange nach, bevor er zu sich sagte:
"Also gut, ich gebe ihm noch eine Chance zur Versöhnung. Wenn er mich dann wieder abblitzen lässt, dann gehen wir von nun an getrennte Wege"
Er nahm also erneut die Verfolgung des Osterhasen auf, von Durst und Hunger geplagt, denn seine Sack-Vorräte waren schon lange verbraucht.
Dem Osterhasen war es in der Wüste zwischenzeitlich zu heiß geworden (sein Fell war auch mittlerweile getrocknet) und so schlug er einen schnellen Haken nach Swakopmund, um sich kurz abzukühlen. Dem Weihnachtsmann kam das gerade Recht, konnte er doch seinen Sack voller Geschenke in den Touriläden der Stadt wieder auffüllen und ein schnelles Bier im Brauhaus nehmen.
Nun - das wussten sowohl Osterhase als auch Weihnachtsmann - näherte sich die Flucht kreuz und quer durch Namibia langsam dem Ende zu. Eines wollte der Osterhase noch in Ruhe und ohne den Weihnachtsmann genießen: Die Spitzkoppe. Hier an diesem magischen Berg im Herzen Namibias konnte man sich, ganz in der Tradition von Ostern und Weihnachten, auf das Wesentliche besinnen und das Besinnliche wesentieren.
Und der Osterhase kam ins Grübeln darüber, welchen Sinn der Streit mit dem Weihnachtsmann eigentlich hatte. Auch der Weihnachtsmann, der in gebührendem Abstand dem Osterhasen folgte, hatte den Ausgangspunkt des Disputes eigentlich schon ganz vergessen und wollte nur noch die lange Reise hinter sich bringen. Beim Anblick der Spitzkoppe war jeglicher Zorn vergessen.
Gemächlich trotteten die beiden nun nebeneinander her, in ihre eigenen Gedanken versunken und ohne ein Wort miteinander zu wechseln. So erreichten Sie die Christuskirche in Windhoek, schauten sich an und der Weihnachtsmann schluchzte:
"Lieber Osterhase, bitte verzeih mir, dass ich dich in den Pool geschmissen und beleidigt habe."
Da entgegnete der Osterhase:
"Lieber Weihnachtsmann, es ist alles vergessen. Lass uns nie wieder in Streit geraten."
Nach der langen, entbehrlichen und sehr heißen Reise einigten sich die beiden darauf, in der Villa Dürrscheinander nun endlich in den vorweihnachtlichen Urlaub zu gehen und gemeinsam zu entspannen.
Zu Weihnachten 2023 wünschen wir euch alles Gute!
Fröhliche Weihnachten!